Mittwoch, 13. Juni 2012
Wo ist die Herzenswärme?
Am Strand ist es heute wieder ganz anders als gestern. Viele Kinder toben in den Wellen. Ob heute ein Feiertag ist? Als ich „schwimmen“ gehe, stelle ich fest, dass das Meer heute besonders dreckig ist. Unvorstellbar! Tonnen von Plastikmüll schwimmen drin. Victor geht heute wieder nicht ins Wasser. Der ist ganz schön feige. Schreibe Dieter eine Sms, aber es kommt keine Antwort.
Auch meine Kinder haben auf meine Sms nicht geantwortet, nur meine treue Schwiegertochter Moni, auf die ist immer Verlass!
Wir essen jeder, den fliegenden Händlerinnen am Strand sei Dank, ein gekochtes Ei, zwei Minibananen und zwei kleine Pakete Kekse am Strand.
Trotzdem bin ich hungrig.
Heute ist wieder so ein extrem heißer Tag, meine Haut brennt, obwohl ich im Schatten bleibe und SF 50 aufgetragen habe.
Um zwei Uhr flüchten wir wieder nach Hause und ruhen uns aus.
„Give Power to the shower!” bitte ich die kleine Cynthia, die von der großen ganz schön rumgeschupst wird und fast wie eine “Sklavin” gehalten wird.
Sie ist ein Waisenkind, von dem Gemeindepfarrer hier aufgenommen worden und es bleibt ihr ja nichts anderes übrig als hier mitzumachen, wo sollte sie sonst hin?


Die Hausdame Cynthia

Gottseidank greift so nach etwa 10 Minuten die Air-Condition, sonst wäre es unerträglich.
Mal gespannt, wann der „Winter“ kommt, der ja angeblich in dieser Zeit einsetzen soll.
Na, so einen „Winter“ hätten wir gerne mal im Sommer.
Hoffe bald! Morgen wollen wir nach Peki fahren, Victors Heimatort. Mal sehen, das wird sicher eine große Anstrengung für mich. Victor meint, dort sei es „kälter“.
Habe gerade alle Sachen, die viel zu warm für hier sind, wieder in den Koffer gepackt. Ich hätte ein Zehntel von dem gebraucht, was ich mitgenommen habe.
Dann habe ich versucht, Dieter und O. anzurufen, weil ich einen ganz leichten Anflug von Heimweh bekam. (Keiner da!)
Dann mit meiner Mutter telefoniert, der es heute wieder richtig schlecht ging!
Zu Hause wären 25°C. Wie schön, die hätte ich hier gerne!
Fühle mich durch die Hitze richtig schlapp.
Wenn sich das Wetter nicht wesentlich bessert, überlege ich ernsthaft, früher nach Hause zu fliegen. (was eine ganz große finanzielle Belastung wäre, da ich Sondertarif habe und man den schlecht umbuchen kann)
Bis jetzt habe ich den „Urlaub“ nicht wirklich genießen können, mir fehlt hier die HERZENSWÄRME der Menschen.
Man ist nicht einmal richtig höflich zueinander. Keinen Guten Tag, keine Dankesworte. Nur diese blöde Bewunderung der „weißen Mama“, die mir auf den Keks geht.
„White Mama“, auch am Strand. Ein ganz junger Mann sagt mir:
„I like your stile!“.
Heute Abend gehen wir wieder in „unsere“ Frittenbude Hähnchen mit Pommes essen.
Ich werde wenigstens satt, auch wenn es in der Zwischenzeit dann doch recht eintönig wird.
Egal! O. bombardiert mich unterdessen wieder mit sms. Eine in der hundertmal:
Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich , ich liebe dich … steht
„ich vermisse dich so sehr, wie ich noch nie eine frau vermisst habe,ich liebe dich über alles dein mausebär“
„ich weiß doch,dass alles gut ist und ich mir keine sorgen machen soll.ich sehne mich eben so nach deiner liebe.“
„natürlich bin ich treu,weil ich nur dich liebe und das ewig.ich liebe dich.“
„ich halte das alleinsein nicht langsam nicht mehr aus.!“
„ich mache nichts anderes als an dich denken,ich habe solchen herzschmerz vor sehnsucht nach dir. Das tut mir leid mit deiner mutter.ich liebe dich auch so sehr.“
Victors Bruder kommt kurz abends zur Besprechung wegen Morgen.
Wir saßen kurz zusammen im Garten unseres Gästehauses, da versinkt ein Stuhlbein meines Stuhls im weichen Sandboden.
Ich kippe um, fange mich mit dem Arm ab, Gottseidank nichts Ernstes passiert, nur unangenehm aufgestuckelt.

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Dienstag, 12. Juni 2012
Abschiebung
Abends sprechen Victor und ich lange über die Vergangenheit.
Was mich sehr wundert, dass er sich nicht mehr daran erinnern kann, dass ich ihm damals 350 DM für die Verlängerung seines Passes gegeben habe.
Ich erinnere mich nicht daran, dass ich angeblich bei einem Telefongespräch gesagt haben soll, er solle nicht meine neue Beziehung stören und mich nicht mehr anrufen. Das kann ich mir von daher überhaupt nicht vorstellen, da es sich zu der Zeit um Dieter gehandelt hat (mein jetziger Ehemann), der ja derartig großzügig war und ist und den es niemals gestört hätte, wenn ich Kontakt zu meinem alten Freund Victor aufrechtgehalten hätte.
Ja, nun kann ja trotzdem sein, ich weiß es eben nicht mehr.
Das können wir aber beides nicht wirklich klären.
Victor sagte ja im Vorfeld meiner Reise, das einzige, das ihm weh getan hätte, dass er mich verloren hätte.
Ich habe versucht ihm klar zu machen, dass er die Beziehung nicht halten konnte, weil ich zu wenig „Echo“ bekommen hätte. Damals hat er mir den Eindruck vermittelt, ob er mich hat oder nicht, das sei egal.
Und wenig Initiative gezeigt. Darüber war er ganz erstaunt, er meinte, er hätte mir Briefe geschrieben und mich auch manches Mal angerufen.
Die Pflanze „Liebe“ muss man wässern.
Wir haben es auch noch einmal thematisiert, dass er mich hinsichtlich seines wahren Geburtsdatums belogen hat. Wenn es einer hätte wissen müssen, dann ich! Oder nicht? Und nicht die blöde D.! Victor sagt: „Entschuldige!“
Schon längst verziehen! Es war ganz leicht, dies zu verzeihen.
Er erzählt mir ausführlich von seiner Abschiebung und ich höre sehr viel Demütigung und Entwürdigung heraus. Ja, traurig, so war es zu der damaligen Zeit!
Er sollte zum Beispiel einige Papiere unterschreiben. Da antwortete er, er möchte sie aber bitte vorher lesen. Der Beamte fragte ihn, ob er denn überhaupt lesen könne. ( Ein Student, der sein zweites Studium in Deutschland in Deutsch absolviert!)
„Ja, hätte ich sonst gefragt, es lesen zu dürfen, wenn ich nicht lesen könnte?“
„Nun wird er auch noch frech!“ war die Antwort.
Innerhalb einer Woche haben sie kurzen Prozess mit ihm gemacht und ihn nach Ghana abgeschoben.
„Warum hast du mich nicht angerufen?“
Genau kann er es nicht erklären, nur mit meiner obigen Aussage, er solle meine neue Beziehung nicht stören.
Seine persönlichen Dinge hatte er damals einem guten Freund zur Aufbewahrung gegeben. Briefe , Geschenke und Fotos von mir.
Zu unser aller Entsetzen damals haben der Freund und seine Freundin alle seine persönlichen Dinge wie Bücher von seinem Studium und die persönlichen Erinnerungsstücke an mich alle „entsorgt“. Sperrmüll war damals das Zauberwort. Uns beiden ist bis heute so eine Herzlosigkeit unverständlich und wir sind immer noch fassungslos darüber.

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Scharf
Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf gehen wir zum „Canadian Spot“, einem einheimischen Restaurant essen. Gefährlicher Marsch an der Straße entlang, ohne Bürgersteig.



Wir bestellen Fufu mit „Goat-Meat“, das einzige ghanesische Essen, das ich noch aus Victors Zeit in Deutschland kenne.
Ich frage, was „Goat-Meat“ für ein Fleisch ist. Ich staune ja immer noch über mich, wo ich fast 20 Jahre Vegetarierin gewesen bin, dass ich nun so gerne wieder Fleisch esse und manchmal richtig Heißhunger darauf habe.
Victor sagt: „Tiger-Meat“. Hä, Tiger? Gibt es nicht in Afrika!(So viel weiß ich nun auch noch!) Wieso? Wo denn? Nun, in Indien!
Neiiiiiiin, nicht „tiger-meat“, sondern „Ziege“, das „Z“ hat er einfach mal wieder weggenuschelt. Ich lache mich so kaputt über dieses Missverständnis.
Aber Gottseidank, es ist kein Tigerfleisch, das hätte mich auch sehr gewundert.
Auf allen Tischen stehen Flaschen mit grüner Spüli-Flüssigkeit. Es werden vor dem Essen zwei Schüsseln mit Wasser gereicht, damit man sich die Hände vor dem Essen waschen kann, denn es wird ja eigentlich mit den Händen gegessen. Etwas umständlich, finde ich, denn könnte man nicht einfach zum Waschbecken gehen und sich die Hände waschen? Nein!
Ich denke manches Mal an ein Interview mit der Filmemacherin Doris Dörrie, die nach der hässlichen Eigenschaft von Deutschen im Ausland befragt, erklärte, der Deutsche sei gerade mal 10 Minuten in einem anderen Land, dann würde er den Leuten dort ihr Land erklären. So komme ich mir hier auch manchmal vor und muss mich schwer zurückhalten, um nicht auch zu den Hässlichen zu gehören.
Nun geht’s los! Es kommt eine tiefe, große Schale mit roter Suppe (light soup)
Auf den Tisch, mittendrin das Fufu (ein aus Maniokmehl geformter Kloß) und ein Stück Ziegenfleisch, was recht lecker schmeckt. Ein Stück Schwarte gebe ich an Victor weiter, der alles und mit den Händen isst. Ich habe mir einen Löffel bestellt.
Das Essen ist selbst für Victor viel zu scharf und nach einigen Bissen stelle ich das Essen ein. Ich stehe hungrig vom Tisch auf. Mein Magen brennt sogar etwas.
Selbst Victor brennen die Lippen, er isst zwar auf, aber so richtig ein Genuss war auch für ihn das Essen nicht.
Gegen Abend zieht ein enorm dunkler Himmel auf, es sieht schwer nach Regen aus und wir sehen zu, dass wir vor dem Einsetzen des Regens zu Hause sind.
Unsere Lippen brennen immer noch wie Feuer von dem heißen und scharfen Essen.
O. nervt mich mit Sms und ich rufe ihn zur Geduld auf.

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Montag, 11. Juni 2012
Gedanken zu Hause
Durch den Regen heute Nacht hat es doch gegen Morgen merklich abgekühlt, will heißen statt 38 „nur“ noch 30 Grad. Aber doch irgendwie erträglich.
Man spürt aber die hohe Luftfeuchtigkeit und auf manchen Strassen stehen tiefe, große Matschpfützen mit braunem Sandwasser.
Langsam „funktioniert“ unsere Cynthia nicht mehr so top wie am Anfang.
Sie stellt die Toilettenspülung ab und die Dusche hat keine Power.
Man muss erst danach fragen, dann stellt sie die Pumpe an, die angeblich kaputt ist, aber leider wird dann alles ganz schnell wieder abgestellt.
Angeblich sei die Pumpe defekt.Ok.
Wir laufen, da es einigermaßen mit der Hitze auszuhalten ist, bis zum Taxistand.
Unterwegs entdecke ich ein kleines Textilgeschäft mit sehr schönen bunten einheimischen Kleidern und probiere einige an.
Alle viel zu lang, aber wirklich schön.
Ich picke mir ein sehr schönes heraus und die Verkäuferin verspricht mir, es mir bis mittags zu kürzen. Ich zeige ihr mehrmals, bis wohin. Doch als ich später das Kleid abhole, ist es noch viel zu lang geblieben.
Egal! Ich trenne im Zimmer mit der Nagelschere den unteren Volant-Rand ab und habe nun mein leichtes schönes Sommerkleid in der richtigen Länge.
Der Taxifahrer, der uns zum Shinig-Beach kutschiert, knöpft uns doch wahrhaftig 4 statt 3 Cedis für die Fahrt ab. Man muss aufpassen wie ein Luchs!



Heute ist sehr starker Wellengang, ich schwimme trotzdem. Die Wellen haben enorme Kraft und ich werde einmal richtig hingeschmissen. Bin voller Sand und kann mich zu Hause erst richtig abspülen und den klebrigen Sand vom Körper loswerden. Schade, eine Stranddusche wäre schön!



Beim letzten Schwimmen spricht mich ein junger Mann an.
Jo schaut schon, ob er mir helfen soll, Victor begeift ja nichts und sitzt regungslos da.
Aber ich schaffe es schon selbst, ihn mir vom Hals zu halten.
„Where are you from?“ will er wissen und „You are a beautiful woman!“
Um dann gleich zur Sache zu kommen:”I want to be your friend”.
O.K.!!! Man könnte hier, so viel man wollte. Auswahl reichlich! Doch nicht auszudenken, was man sich hier alles einfangen kann. Nee, lass mal
Nun kommen auch langsam verschiedene Strandhändler, sporadisch , aber immerhin. Wir essen zwei gekochte Eier und eine Tüte Erdnüsse.
Natürlich wieder Cola und Wasser, der Kreislauf muss ja hoch gehalten werden.
Stella, die Eigentümerin von der Black Mamba kommt zweimal an unseren tisch und unterhält sich mit uns. Sie erzählt uns, sie handelt mit Gold und sei eigentlich gelernte Schneiderin.
Heute lasse ich mal richtig die Seele baumeln und denke nicht viel, spreche auch keine schwierigen Themen an.
Schreibe H. eine sms, die aber wahrscheinlich im Äther verglüht, weil ich nicht sicher bin, ob er überhaupt noch seine alte Handynummer hat.
„Hallo, H. es gibt keinen Raum und keine Zeit, die zwischen unsere Seelen geschoben werden können. Ich denke auch im fernen Ghana an dich, gerade heute und hoffe, dass du deine alte Handynummer noch besitzt. Hier ist es unvorstellbar heiß, ich sitze gerade unter Palmen und versuche mich vor der Sonne zu schützen. Ganz liebe Grüße C.“
Und O. schreibt: Kannst du nicht früher zurück kommen? Möchte dich umarmen, küssen, verwöhnen von oben bis unten.

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Sonntag, 10. Juni 2012
Es geht ans Eingemachte
Heute bekommen wir Mango und Ananas zum Frühstück.
Köstlich!
In der Nacht hat mich eine Mücke geärgert. Wahrscheinlich ist sie jetzt, nachdem sie von meinem „vergifteten“ Blut getrunken hat, tot umgefallen.
M. schreibt eine liebe sms: „Liebe C. Genieße deinen Urlaub und alles, was dir begegnet. Und melde dich mal zwischendurch. Glg.“
Und O. schreibt: „hallo, meine süsse, ich vermisse dich, deine stimme, deine liebe, dein mausebär…schlaf schön, ich vermisse dich, ich liebe dich von ganzem herzen,dein mausebär.
Bis 15 Uhr am Strand verbracht. Heute ist ein ganz besonders heißer Tag.



Man verbrennt mit Sonnenschutzfaktor 50 im Schatten.
Wir trinken viel. Haben auch etwas Kuchen gegessen. Nach Hause ins Gästehaus geflüchtet. Ein netter Mann im Jeep nimmt uns bis zur Straße mit, wo wir ein Taxi bekommen. Schnell unter die Dusche, Sand abspülen, und vor allem die Klimaanlage anwerfen!
Unser Thema am Strand:
Das, was ich damals gemacht habe, habe ich gegen mein Gewissen, gegen mein Herz und gegen meine Seele gemacht. Ich war zu feige, habe mich zu sehr nach dem Wohl anderer gerichtet.
Wo ist der Weg zur Vergebung?
Wie schaffe ich es , mir zu verzeihen?
Ein Wunder müsste her!
Mein roter Faden im Leben:
Ich bin immer auf der Suche nach Liebe.
Alle Liebesbeziehungen waren schwer und nicht wirklich glücklich.
Von Mal zu Mal steigerte sich der Schwierigkeitsgrad.
Victor fragt mich: „Warum machst du das mit O. ?“

Ich weiß es nicht, ich kann diese Frage wirklich nicht beantworten.
Ich erzähle ihm viel von H. und meine Verstrickungen mit ihm, meinen Herzschmerz und meine Not mit diesem Mann.
Die Schöpferkarten fragen uns :Bist du authentisch?
Diese Karte trifft genau auf mich zu. Es ist genau mein Thema.
Meine ganze Misere, weshalb ich diese Reise antreten musste, beruht darauf, dass ich nicht authentisch war, nicht dem gefolgt bin, was ich fühle und glaube, sondern mich nach den (vermeintlichen) Wünschen anderer gerichtet habe.
Heute Nacht gab es ein unglaubliches Gewitter und einen enormen Regenguss.
Danach und währenddessen kühlte es sich nicht wirklich ab. Jetzt quaken tausende von Fröschen irgendwo in der Nachbarschaft, ein knarrendes Geräusch ohne Unterbrechung: „The sound of Africa?!“
Ich bin bereits zum dritten Mal wach und es ist erst 2.15h.

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Sprachprobleme
Hier werden die schönen Rasterzöpfe geflochten:



Ich möchte bei dem Kampf um einen Platz im Trotro nicht mitmachen und bitte Victor ein Taxi zu rufen, aber er soll vorher den Preis aushandeln.
Er ist unbeholfen, kennt sich in seinem Land nicht aus, spricht die hiesige Sprache nicht.
In Ghana gibt es 7 verschiedene eigenständige Sprachen.
Victor spricht EwE, in Accra spricht man Ghan, die beiden Sprachen seien so unterschiedlich wie Französisch und Deutsch wird mir erklärt.
Victor spricht also notgedrungen mit seinen Landsleuten Englisch, d.h. er versucht es. Er spricht so schlecht und nuschelig Englisch, dass ich es nicht mit ansehen und hören kann und ich meistens eingreifen muss, um die Sache zu beschleunigen.
Eine freundliche Frau mischt sich in die Suche nach einem Taxi ein, ruft telefonisch jemanden und hilft auch, den Preis auszuhandeln.
Ich bin völlig fertig und verschwitzt als wir im Gästehaus ankommen.
Erst einmal unter die Dusche. Bringe Victor dann noch Erdnüsse und gebackene Bananen, die wir bei einem fliegenden Händler im Auto gekauft haben.
Ich sage ihm noch einmal deutlich, dass ich gerne mit meinem Geld machen möchte, was i c h möchte und wenn ich es zum Fenster hinaus werfen würde.
Er solle es bitte respektieren und mir überlassen. Er schaut mich nur blöd an und antwortet nichts. Ich sage: „Sag mal ja!“ Aber immer noch keine Reaktion von ihm. Da sage ich gute Nacht und dass ich jetzt schlafen gehe und verkruemel mich in mein Zimmer.

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Samstag, 9. Juni 2012
Marktimpressionen
Die Hitze schafft mich. Von den Malaronetabletten merke ich nichts.
Ich freue mich, dass ich sie so gut vertragen kann.
(Zu früh gefreut!)
Nachher wollen wir uns die Stadt Accra ansehen und ich hoffe, ich bekomme „After Sun“, denn es hat mich richtig erwischt. Shit!
Leider viel zu spät geht’s los mit dem Sammeltaxi, den sogenannten TroTros.
Es ist ein weiter und wie immer von Fahrzeugen verstopfter Weg nach Accra Innenstadt.
Wir kommen am Zentralbahnhof der Trotros an, ein riesiger Markt, wo das Leben tobt; Tausende Markthändlerinnen und Händler bevölkern den Platz und bieten ihre Waren an.
Sehr bunt, sehr laut, sehr anstrengend, sehr heiß.






Ich trinke zum ersten(und letzten) Mal (auch)ein Wasser aus diesen unsäglichen Plastiktüten, weil ich vor Hitze und Durst bald eingehe.
Aus Angst vor Ansteckung mit Krankheiten hat die Regierung sich entschieden, die Becher ,die zum Verteilen der Wasserrationen dienten, zu verbieten und statt dessen diese Plastiktüten mit abgefülltem Mineralwasser einzuführen. Seitdem versinkt Ghana unter Plastik und die Plastiklobby reibt sich die Hände.
Hier mache ich einige Fotos, was man aber nicht gerne sieht.
Wir fahren dann ein ganzes Stück weiter bis zur „Shopping Mal“, die man dort als sensationell modern und schön empfindet.
Ich finde den Aufwand, um dort hinzukommen einfach nicht für das, was wir dort sehen, angemessen, es haut mich nicht vom Hocker.
Wir essen dort einen Chickenburger, trinken eine Cola dazu,
das ganze für 20 Cedis(!) wer kann sich das hier eigentlich erlauben?
Später ärgere ich mich richtig über Victor.
Zum ersten mal und sonst nie wieder in meinem urlaub werde ich vor dem Einkaufszentrum von einem leinen süßen Mädchen angebettelt.
Sie ist vielleicht 4 oder 5 Jahre alt, hat süße geflochtene Zöpfchen und strahlend schöne große Augen.
Ich möchte ihr Geld geben und rufe nach Victor, der das ganze Geld bei sich trägt, und schon etwas vorgelaufen ist.
Er überhört (bewußt) mein Rufen, weil er schon gesehen hat, was ich vorhabe und es nicht gut heißt.
Die Kleine strahlt mich an und ich streichel ihre süßen Rasterzöpfchen und bin ganz hingerissen.
Nach mehrmaligem Rufen dreht sich Victor doch endlich um. Ich bitte ihn jetzt etwas vehementer um ein paar Münzen und sage etwas ärgerlich, dass ich immer noch alleine entscheiden möchte, wie und wo ich mein Geld ausgeben möchte.
Ich erinnere ihn daran, dass es sich um mein Geld handelt, was er da so großzügig mit sich rumschleppt.
Als ich der kleinen Maus nun die beiden Silbermünzen in die Hand drücke, umarmt sie mich, ich beuge mich zu ihr herunter, drücke sie fest und küsse sie innig. Es ist so viel Liebe und Zuneigung in meinem Herzen zu diesem Kind!
Nun kommt die katastrophale Rückfahrt:
Zuerst wieder einen Platz im Sammeltaxi ergattern, dann am Marktplatz miterleben, wie sich die Menschen um die Plätze in den Trotros prügeln.

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Kunst?
Die Kunst der (unerträglichen)Langsamkeit oder auch:
Wie ich Entschleunigung übe.
Oder auch gar nicht, weil ich nicht so lahmarschig sein möchte wie Victor.

Meine Güte, Zeitlupe ist nichts dagegen. Schlaftabletten sind aktiver als Victor!
Muss er etwas bezahlen, gibt er erst zwei kleine Scheine, die nicht reichen, dann kramt er im Geldbeutel, reicht einen weiteren Schein, nein, reicht noch nicht, alles zurück, wir geben mal einen größeren Schein ab.
Klingelt das Handy, nimmt er es seelenruhig erst einmal aus der Hülle, schaut nach mehrmaligem Klingeln nach, wer da denn anruft, drückt auf den grünen Hörer, führt es dann zum Ohr und meldet sich. Die Prozedur dauert minutenlang, der Anrufer braucht Geduld!
Da kann man die Pimpernellen bekommen.
Ich sage dann immer: „Geh doch dran, könnte doch aus Deutschland sein!“
Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, von mir schon mal gar nicht.
Nach dem Frühstück fahren wir schon bei sehr brütender Hitze mit dem Taxi zum Einkaufszentrum, wir wollen ja für Victor eine Badehose kaufen, die er zwar nie anziehen wird, er kann ja nicht schwimmen und geht auch nicht ins Wasser, aber Badehose muss sein, warum auch immer.
Wir kommen zu früh am Supermarkt an, überbrücken die halbe Stunde Wartezeit, indem wir in eine klimatisierte Tankstelle regelrecht flüchten.
Draußen hat man das Gefühl zu verbrennen.
Die zwei Verkäuferinnen schauen zwar etwas blöd, dass wir uns so lange dort aufhalten, die eine lässt sich aber von mir in ein Gespräch verwickeln.
Sie hat einen enorm dicken Hintern ,einen dicken Bauch und schwarze, glänzende glatte Haare.
Ich sehe viele Ghanesinnen mit sehr glatt gebügelten Haaren und allmählich geht mir ein Licht auf. Sie tragen Perücken! Unglaublich bei der Hitze, wie hält man das denn aus?
Wir kaufen dann noch Nescafe, Waschpulver, Duschgel, Seife, 2 Getränke.
Haben in den wenigen Tagen 100 Cedis ausgegeben ,es läppert sich so zusammen.
Im Gästehaus möchte man von mir einen Vorschuss für die Woche.
315 Cedis für 2 Zimmer mit Frühstück, finde ich relativ günstig.
Es wird sich noch als Missverständnis herausstellen, was ich aber glaube ich, ganz geschickt lösen werde, aber davon später.
Nun wie immer: das Geld fließt!
O. schreibt jeden Tag sms. Er vermisst mich schwer.
Ich hoffe, ich bezahle kein Vermögen für die sms nach Deutschland.
(angeblich kostet eine sms 13 Cent)
Dies stellt sich aber als falsch heraus, siehe voriger Blog Telekomrechnung.

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