Freitag, 8. Juni 2012
Victor am Strand

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Am Strand
Nach noch einem Getränk gehe ich erneut schwimmen.
Anschließend kutschiert uns der Taxifahrer bis zu einem Obststand, wo wir leider den 4fachen Preis für eine Wassermelone bezahlen müssen.
Victor kennt sich nicht aus. Wenn die hier eine Weiße sehen, dann wird abgezockt. In Zukunft wird uns unsere Hausdame Cynthia das Obst besorgen.
Ich schneide die Melone in kleine mundgerechte Häppchen und deponiere sie im Kühlschrank, den ich Gottseidank im Zimmer habe.
Kurz die Füße abgespült, nasse Wäsche aufgehängt, die Klimaanlage angeschmissen und dann wird ausgeruht!
Victor habe ich den Ghana-Blog zum Lesen gegeben.
Ich habe mir trotz Sonnenschutzfaktor 50 (!) im SCHATTEN einen Sonnenbrand eingefangen. Son Mist! Hoffentlich kann ich damit schlafen!

Heute Abend haben wir in einem nahegelegenen Bistro, Pommesbude würden wir sagen, Hähnchen mit Fried potato gegessen. Zusammen 20 Cedis.
Das kann sich hier niemand leisten, wo die Monatslöhne manchmal nur 120 Cedis betragen.
100 Euro=240 Cedis
Danach sitzen Victor und ich noch lange zusammen. Habe ihm meine Texte(Gedichte) zu lesen gegeben.
Victor bekommt aus Zinseinkünften seiner Rentenzahlung etwa 120 Cedis monatlich(also etwa 55 Euro), mit denen er auskommen muss.
In seinem Alter (72)kann man nirgendwo mehr arbeiten und gilt in Ghana als sehr alt.
An diesen niedrigen Einkünften gemessen sind 20 Cedis für Hähnchen und Pommes sehr viel.
Habe mit meiner Mutter in Deutschland telefoniert. Es geht ihr erheblich besser. Na, sieh an!

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Mache die Augen auf
Mache die Augen auf:Klimaanlage läuft!
Frühstück war einfach und gut: Toast mit gebackenem Ei und Marmelade.
Ich steuer Latte Macchiato bei.
Um 10 Uhr morgens ist es schon unerträglich heiß. In Deutschland ist es jetzt zwei Stunden weiter und es kommt mir eigentlich wie Mittag vor.
Victor hat in jeder Beziehung die Ruhe weg. Bis er mal zum Frühstück erscheint, verging fast eine Stunde.
Scheint eine afrikanische Mentalität zu sein.
Ich vergleiche immer alles sofort mit meinem Lieblingsland Tunesien.
Dass Ghana irgendwie duftet, Blumenduft verbreitet, kann keine Rede von sein.
Ich sehe schöne blühende Bäume, auch einige Bougenville an den Häusern, aber kein Duft weit und breit.

Eine Fächerpalme im Garten unseres Gästehauses:


Bougenville hat sich auf einem Baum breit gemacht:



Ich habe viel zu viele Klamotten, vor allem zu warme im Koffer, kann höchstens ein Zehntel davon gebrauchen.

Wir fahren mit dem Taxi zum „Coco-Beach“. Es ist ein Luxushotel, aber man kann dort nur am Pool liegen und nicht an den Strand.
Das möchte ich aber, also gehen wir ein Stückchen weiter, treffen auf einen sogenannten Strandwärter, der uns wahrhaftig 1 Cedi(ghanesische Währung)
Für das Betreten dieses Strandabschnittes ab.
Beim Strandcafe „Black Mamba“ lassen wir uns nieder und trinken erst einmal ein „kaltes“ Getränk.
Es lungern einige undurchsichtige Typen dort herum, alles junge Männer mit Rasterhaaren. Man qualmt „funny things“.

In Ghana habe ich vier Wochen lang niemanden rauchen gesehen, man kennt keine Zigaretten, nirgendwo Zigarettenreklame. Man kann auch keine Zigaretten kaufen. Nur hier an diesem speziellen Platz wird gehascht, was das Zeug hält.

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Donnerstag, 7. Juni 2012
Angekommen
Victors Geschwister Winfried, Isaak, Perl und Bernice holen mich zusammen mit Victor vom Flugplatz ab.
Ich fühle mich geehrt ob dieser Gastfreundlichkeit.
Während der Autofahrt sitzen wir beide hinten im Geländewagen seines Bruders und ich sage ganz oft den Satz:“Ich kann es gar nicht glauben“.
Das trifft genau meinen Gemütszustand.
Dass ich hierher kommen und so weit fliegen würde, ich kann es wirklich noch gar nicht fassen und realisieren.
Wir fahren durch seltsam anmutende Gegenden. Verkehrschaos, rechts und links der Straße keinen Bürgersteig, Menschen, Autos alles quetscht sich auf der Fahrbahn. Im Dunkeln eine lebensgefährliche Sache.
Rechts und links säumen kleine und größere „Buden“ die Straße. Es sind zum Teil auch kleine Häuschen mit Wellblechdächern, auch manchmal aus Lehmsteinen gebaut. Eine bunte Mischung, alle sind sehr farbig angemalt,
knalliges Rot bestimmt das Straßenbild. Mir fallen auch sofort die vielen religiösen Namen der kleinen Hütten auf. „Hope in God“
„Jesus“ ,“God only“, „Pray“ ! und vieles mehr. Meine Güte, was ist denn hier los?
Dieses Land stellt sich als derartig „durchmissioniert“ heraus, dass es schon fast wieder weh tut.
Jede religiöse Richtung, die es im Christentum gibt, ist hier vertreten.
Und nicht nur das: die Menschen leben danach, singen religiöse Lieder, gehen in die Kirche und sprechen ständig von Gott und Jesus.

Zu Hause beim Bruder angekommen hüpfen mir zwei kleine süße schwarze Mädchen entgegen, die die weiße Frau bestaunen.
Ich wusste es ja nicht vorher, zauber aber aus meinem Koffer Haribo-Süßigkeiten heraus und die Kleinen freuen sich daran.
Später einchecken in einem einfachen Guest-House.
Ich gebe Victor meine mitgebrachten Geschenke, suche auch das „alte“ Nokia- Handy.
Vergeblich. Später stellt sich heraus, dass es beim Bruder im Auto aus meiner Reisetasche gerutscht ist, wie auch immer das passieren konnte. Gut, es ist wieder da.
Victor und ich reden bis nachts um 3.17h.
Ich möchte noch Tagebuch schreiben, da fällt der Strom aus. Und mit ihm die Klimaanlage. Na, das fängt ja gut an! Gute Nacht!

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Mittwoch, 6. Juni 2012
Telekomrechnung
Ich wusste es ja,
(trotzdem, wenn man es so schwarz auf weiß sieht....:-(

habe 600 sms aus Ghana nach Hause geschrieben, mit meiner Mutter telefoniert, mit D., mit meinem Arzt.
Am meisten aber zig (im Nachhinein gesehen) sinnlose sms- Auseinandersetzungen mit O.
Und heute kam nun die Rechnung(Quittung) und Lehrgeld,das ich bezahlen muss:
339.-Euro
Abhaken! So etwas passiert nur einmal im Leben.
Ärgerlich! Aber zur Zeit relativiert sich durch meinen desolaten Zustand alles Materielle!

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Jetzt gehts los! Hinflug
D.fährt mich nach Frankfurt.
Scheußliches Wetter, 10 °C.
Es klappt alles reibungslos, kein Stau.
Heute Morgen verabschiede ich mich noch von M. C. S.Ch.M und A.
Von O.von meiner Mutter.
Gestern hatte ich noch ein sehr intensives Gespräch mit I.,einer Freundin, die einen kranken Mann zu Hause pflegt.
Die letzten Tage waren ausgefüllt mit Abschiedstelefonaten, mit allen Menschen, die mir wichtig sind.
Gestern habe ich mich noch einmal von dem Tropenarzt beraten lassen.
Er hat mir glaubwürdig versichert, dass die Nebenwirkungen von Malarone nicht schlimm seien, oder dass ihm sogar keine bekannt seien.
(Anmerkung: leider irrte da Herr Doktor, ich hatte sämtliche Nebenwirkungen, die auf dem Beipackzettel notiert waren. Bei einer Wahrscheinlichkeit : 1 von 10 Patienten leiden unter den Nebenwirkungen doch sicher auch kein Wunder oder?)
Er empfahl mir dringend eine Tablette einen Tag vor dem Abflug und dann wenn ich gelandet sei.
Dann sei ich auf der sicheren Seite.
Ich habe den Empfehlungen des Beipackzettels gefolgt und viel Milch nachgetrunken, angeblich verteilt sich dann der Wirkstoff besser im Körper.
O. bombardierte mich schon auf dem Weg nach Frankfurt mit sms.
Der Service bei Lufthansa ist einmalig. Es gab Getränke, so viel man wollte, eine warme Mahlzeit, Hühnchen mit Reis und Salat, Brötchen mit Camenbert, Nachtisch ein kleines Stückchen Kuchen( Zitronenschnitte.)
Der Flug verläuft relativ ruhig, ohne nennenswerte Turbulenzen.
Der Flugbegleiter erzählt mir, dass er 24 in Accra bleibe und dann erst zurück fliegt, beide Strecken an einem Tag wäre ja auch viel zu lang und anstrengend.
Ich werde von jemanden gefragt, was der Grund meiner Reise sei:
Urlaub oder geschäftlich?
Ich sage:“Beides nicht. Eine Reise in meine Vergangenheit!“
Meine Seele ist schon vorgeflogen und ich stelle mir gerade das Wiedersehen mit Victor nach 23 oder 24 Jahren vor.
Ob ich ihn erkennen werde?
Ob er noch in meinem Gesicht Ähnlichkeit mit der „alten“ C. findet?
Ich fühle gerade, dass das „Loslösen“ gut tut und ich in eine andere Welt eintauche, eine unbekannte, spannende Welt, auf die ich ganz neugierig bin.
Aufgeregt und neugierig! Schön, dass das Leben so viele Abenteuer für mich bereit hält!
Die Flugzeit von 6.45h finde ich schon recht lang.
Habe mir den Film: „Ziemlich beste Freunde“ angesehen, doch die Zeit zieht sich hin.
Beim Bording wollte man meine dicke Reisetasche nicht als Handgepäck akzeptieren, doch ich setze mich nach langem Hin-und Her durch und schleppe die Tasche mit.
Wir überfliegen schon Ghana, lange kann es nicht mehr dauern. Erstaunlicherweise bin ich noch sehr ruhig.
Verbleibende Flugzeit 31 Minuten. Ist dann doch irgendwie schnell gegangen.
Als ich durch die Passformalitäten durch bin,( es werden biometrische Untersuchungen durchgeführt: ich werde fotografiert, mir werden Fingerabdrücke abgenommen), mein Gepäck habe und aus dem Sicherheitsbereich trete, entdecke ich Victor sofort!

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Abschiedsabend
Abschiedsabend
Der Abschiedsabend mit O.war sehr eigenartig. Es konnte keine rechte Stimmung aufkommen. Er war irgendwie knüdderig. Der anschließende Sex war wieder in Ordnung, aber nur, weil ich die Augen zu gemacht habe und an H. gedacht habe. Aber ein solch toller Liebhaber wäre er nie gewesen. So verklemmt wie der war und ohne Erektionen!
An H. hängt aber leider noch mein Herz und es schmerzt noch sehr, wenn ich ihn sehe.
„Ich werde dich vermissen!“ und der Satz: „Ich habe dich auch geliebt!“ haben mich wieder verblüfft.
Als ich dann wieder zu Hause war schrieb O.mir eine sms, er wünsche sich ewige Liebe mit mir. Nun, wenn er da schon gewusst hätte, wie sich alles entwickelt…
Warum kann er es nicht sagen, wenn ich da bin?

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Mittwoch, 6. Juni 2012
Glück und tausend Schutzengel
http://news.de.msn.com/panorama/tote-bei-kollision-von-flugzeug-mit-bus-in-ghana


Dies geschah nachdem wir gerade nach Deutschland abgeflogen sind.
Nichts auszudenken,wenn es vorher passiert wäre, der Flughafen wäre gesperrt worden und nichts ging mehr.
Wäre heute noch nicht hier.
Dann wäre ich aber durchgedreht...

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Zurück
Sonntagmorgen um 5.40h ist die Maschine aus Accra in Frankfurt gelandet.
Leider stimmt alles aus meinem letzten Post nicht.
Die Malariatabletten haben mich derartig krank gemacht,dass ich 14 Tage völlig am Ende war und am letzten Donnerstag nicht wusste,wie ich nach Hause kommen würde.
Ich setzte einen Notruf nach Deutschland zu meinem Hausarzt ab, der mir dann empfahl, mir im Krankenhaus eine Infusion geben zu lassen, damit die Giftstoffe der Malariatabletten heraus gespült würden.
Leider hat mir das nur zeitweilig geholfen.Ich bin bis heute derartig schlapp und kraftlos und benötige ärztliche Hilfe, um mich wieder zu regenerieren.
Heute einen erneuten Malariatest, um dieses Risiko auszuschließen.
Ich muss mich erst einmal richtig fangen, dann kann ich meine überaus interessanten Erlebnisse in Ghana berichten.

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Freitag, 4. Mai 2012
Letzte Vorbereitungen
SOOOO,
habe gerade online eingecheckt.
Das ging völlig problemlos.
Heute Morgen eine kurze medizinische Beratung meines Tropenarztes:
bitte die Malarone -Tablette heute nehmen und dann wieder Morgenabend, dann kann eigentlich nichts während des Fluges passieren. Der Wirkstoff sei auch sehr verträglich und die angegebenen Nebenwirkungen bezögen sich eigentlich auf alle am Markt üblichen Malariamittel.Ich habe nach der ersten Einnahme auf eine Reaktion gewartet, aber absolut nichts gemerkt.
Habe aber auch auf Empfehlung des Beipackzettels viel Milch nachgetrunken.Dann würde sich der Wirkstoff besser verteilen. Scheint zu stimmen,was der nette Arzt mir gesagt hat.
Jetzt bin ich erleichtert.
Koffer ist bis auf Kleinigkeiten gepackt.
Letzte Telefonate stehen noch an. Einige sind schon erledigt.

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