Samstag, 23. Juni 2012
Meine Mission ist erfüllt
Den vierten Tag bin ich krank und habe so schlimme Kreislaufprobleme.
Streite mich mit zig sms mit O. herum, der sich heute Mittag nach 24 Stunden Funkstille meldet, als sei nichts gewesen.
Verquase mindestens 20 Sms. Es gipfelt in seiner Frage, ob ich ihn wirklich liebe.
Ich schreibe ihm wieder:
„eine Frau, die sich nicht alles gefallen lässt, kann nicht lieben oder was willst du mir mit unterstellen? Du lenkst ganzj schön von deinem eigenen beschissenen verhalten ab.nicht ICH muss meine liebe unter beweis stellen,sondern du.worte sind schön,aber von liebe merke ich oft nicht viel,hast dich schon oft entschuldigt, aber gebessert hat sich nichts. Immer die gleiche leier.ich habe dich noch nie verletzt.also deine frage kannste in die tonne kloppen.meine frage an dich:wie oft und wie lange soll ich das alles noch mitmachen?ich meine nicht mehr.“
Telefoniere nachmittags mit meiner Mutter. Sie kommt gerade vom Radiologen. Für ihr Alter ein ideales Bild ihres Kopfes, alles bestens. Sie hätte es sich sparen können. Zweimal fällt das Handy aus. Victor hat es nicht genügend aufgeladen. Natürlich in der Zeit als ich mich ausruhen möchte, klingelt es wieder im Flur. Mit Moni tausche ich einige Sms. Sie vermisst mich. Irgendetwas liegt ihr auf der Seele, das sie gerne mal mit mir besprechen möchte, habe ich den Eindruck. Nach meiner Sms an O. ist jetzt Ruhe!

Vielleicht habe ich heute den wichtigsten Teil meiner Mission hier in Ghana erfüllt:
Ich habe mich im Namen von meinem Vater und auch stellvertretend für meine Mutter bei Victor für die Diskriminierung, für den Rassismus entschuldigt. Auch für all die Entwürdigung, seine Abschiebung.
Victor konnte es gar nicht fassen und nahm alles sehr gefasst, aber ziemlich sprachlos entgegen. Kann er mal gerührt, kann seine Seele mal berührt werden?
Er konnte es auch gar nicht glauben, dass es heute eine andere Gesellschaft, eine offenere, eine tolerantere Gesellschaft in Deutschland geben soll.
Auch schaute er ungläubig, als ich ihm berichtete, dass es so viele Moslems, Türken im Arbeitsleben, als Geschäftsleute gibt.
Ich habe ihm gesagt, dass man merkt, dass es viele Wunden auf seiner Seele gibt, da sein Herz verschlossen ist. Er solle es öffnen.
„Your frozen,when your heart's not open“ Madonna.

http://www.youtube.com/watch?v=rK2s8pStbc8&feature=related

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 23. Juni 2012
Er macht mich krank
Nein, was für ein Tag:
Warm, etwas Regen, Gewitter, keine wirkliche Abkühlung.
Aber das Wichtigste vom Tage: ich bin immer noch krank, hatte abends einen extremen Hustenanfall und jeden Tag Durchfall und Bauchkrämpfe.
Dann wieder eine Sms-Schlacht mit O. ,der mir tierisch auf die Nerven geht.
Er hätte so gut wie Arbeit. Er käme gerade aus dem Krankenhaus, er hätte eine Blutvergiftung. Er gibt mir für seine Funkstille immer noch keine schlüssige Erklärung. Er sei unterwegs gewesen und wüsste ja auch nicht, was ich so mache. Ich beschwere mich darüber, dass ich zig Sms für sinnlose Diskussionen mit ihm ausgebe. Da sagt er doch wahrhaftig, für Victor würde ich ja auch alles bezahlen. Ich muss ihn vehement darauf hinweisen, dass ich mit meinem Geld machen kann, was ich will, er hätte sich ja auch nicht beschert, als ich ihm was gegeben habe. Selbst Dieter, mit dem ich verheiratet sei, würde mir nicht sagen, was ich mit meinem Geld machen soll. Welches Recht hätte er dann?
Es ist eine Unverschämtheit, was er mir so gegenüber loslässt.
Mit so einem Ärger im Bauch kann ich doch nicht gesund werden! Er zerrt an meinen Nerven und macht mich kränker!
Ich denke vorm Kartenziehen noch, jetzt müsste eigentlich die „Geduld“-Karte
kommen und prompt ziehe ich sie.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Krank
Die Nacht war schlimm. Victor hat ganz, ganz schlimm gehustet und müsste dringend zum Arzt, hört sich nach Lungenentzündung an.
Ich bin abgeschlagen, aber die Dusche hat mich etwas gerettet. Seit heute Nacht 3.30h fließt das Wasser wieder.
Die ganze Familie war im Einsatz, um Wasservorräte anzulegen. Das große Fass und diverse Behälter wurden gefüllt. Ich bin dann schnell zur Toilette, habe mich etwas frisch gemacht und wollte selig weiter schlafen, da fing der Housekeeper Steve an, den Rasen vor unseren Schlafzimmerfenstern abzuhäpen. Um 3.30 Uhr morgens, wohlgemerkt! Warum auch immer.
Dann klingelte um 6.45h Victors Handy. Er hatte es zum Aufladen im Flur liegen gelassen. Den Mitternachtsalarm konnte ich ja nun entgegen seiner Behauptung endlich nach 14 Tagen abstellen. Welch Wunder!
Man muss doch hören, dass der neue Tag beginnt! Auch, wenn man schläft oder die anderen schlafen! Egal!
Habe jetzt den ganzen Tag mit Kopf-Glieder-und Rückenschmerzen im Bett gelegen. Niemand hat nach mir gefragt oder mal nach mir geguckt. Was ist nur hier mit den Leuten los?
Habe vor einer Stunde eine Paracetamol genommen, da geht es ein ganz kleines bisschen besser.
Ich überlege ernsthaft, ob ich den Leuten hier Geld geben soll, wenn sie mich so beschissen behandeln.
Komisch, als hätten sie meine Gedanken aufgeschnappt, um 19 Uhr kam die ganze Familie angedackelt, um nach mir zu schauen. Ich denke aber eher, dass Victor ihnen Bescheid gesagt hat.
Die Nacht war relativ kühl. Mein blöder Rücken tut noch weh.
Heute Morgen meinte Victor mich um kurz vor 8 Uhr wecken zu müssen. Danach habe ich kurz gefrühstückt, geduscht und mich wieder ins Bett verfrachtet. Rücksicht auf einen kranken Menschen? Fehlanzeige!
Nachmittags kommt Kofi (Yussif), Victors Neffe, bringt Essen und schaut nach mir. Der ist super nett und hilfsbereit.
Abends esse ich wirklich nur ein winziges Stück vom mitgebrachten FuFu, damit etwas im Magen ist, wegen der Malaronetablette.
Regen prasselt unaufhörlich und richtig heftig heute. Ich habe die Gardine zugezogen, es ist richtig „kalt“ geworden. Jetzt könnte man sogar eine leichte Decke gebrauchen, aber die ist weit und breit nicht zu sehen.



Das Geräusch des Regens lullt ein und ich könnte wieder schlafen.
Habe mit vielen lieben Menschen korrespondiert, auch mit O. der nur sporadisch antwortet. Er hätte wieder geweint vor Sehnsucht nach mir.
Victor schleicht den ganzen Tag durchs Haus. Der hätte( angeblich) keine Langeweile, aber es sieht genauso aus.


Den dritten Tag bin ich krank. Victor hustet nach wie vor wie verrückt.
Ich habe mich aufgerafft und mein Tuch und mein Kopfkissen gewaschen. Steve ist heute nach Accra zu seiner kranken Schwester gefahren, Victoria „geht in die Mangos“. Wenn die wenigstens hier in der Lage wären, daraus Marmelade herzustellen, aber das macht niemand.
Ich dusche. Wir frühstücken, ich koche Kaffee und bereite alles vor. Victor schleicht durchs Haus.
Ich möchte vor dem Frühstück noch schnell zur Toilette gehen, die leider nicht abzuschließen ist, da sehe ich ihn vor der Kloschüssel stehen, ohne den Deckel hoch zu klappen und reinpinkeln. Ich rege mich auf. Er versteht es nicht. Sagt, er putze das mit Toilettenpapier ab. Warum kann er nicht, wie jeder zivilisierte Mann im Sitzen pinkeln?
Igitt-und ich habe mich immer auf den Deckel gesetzt. Ich bin froh, wenn ich wieder in Accra im Guest-house bin, da habe ich meine eigene Toilette.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 22. Juni 2012
Victor, was ist aus dir geworden?
So ist er eben:
langsam
müde
träge
antriebslos
unorganisiert
weltfremd
unzivilisiert
unhöflich
unflexibel
ignorant
eingefahren
verschroben
rücksichtslos
unbeholfen
grob
unaufmerksam
verschlossen
undankbar

Ich glaube, diese Charaktereigenschaften hatte er schon immer. Ich kann nicht sagen, ich bin enttäuscht, weil ich nichts erwartet hatte und doch…
Enttäuscht, weil alles so anders ist oder mein Bewusstsein offener dafür.
Übrigens:
ICH habe heute keinen Muskelkater vom Klettern vorgestern! Das Training macht sich bezahlt!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Was der Reiseführer sagt
Auszüge aus dem Reiseführer
Peter Meyer Verlag
Reiseführer Ghana
Von Jojo Cobbinal

„Bisher haben sich in Ghana noch keine typischen Tourismuskrankheiten manifestiert.“
Diese Tatsache habe ich schon mit Victor besprochen und ihm gesagt, er solle froh darüber sein. Der Tourismus hat z.B. Tunesien völlig verändert und wie ich finde kaputt gemacht.
„Es ist nicht nur ein wenig wärmer, etwas heißer und ein bisschen anders. Nein, alles in Afrika ist anders, ganz anders…
In Afrika sehen die Bäume anders aus, aber auch die Frauen und die Männer, die Katzen und die Hunde, das Essen. Die Städte sind laut, voll und schmutzig, Musik plärrt aus allen Richtungen, der Verkehr ist chaotisch und all die dunklen Menschen in bunten Kleidern sprechen einen Wirrwarr von Sprachen, die der reisende nicht versteht“…
Was ich aber daran besonders gewöhnungsbedürftig finde ist, dass sehr viele Ghanesinnen Perücken tragen, weil sie glatte Haare lieben. Bei der Hitze sicher eine Herausforderung, aber es scheint zu gehen, nach dem motto: wer schön sein will, muss leiden.
Demgegenüber gibt es gebildete, selbstbewusste Frauen, die sich mit ihrer Herkunft identifizieren, die krausen Haare ganz kurz scheren und tausendmal besser aussehen als mit dem „Topf“ auf dem Kopf!
Weiteres Zitat aus dem Reiseführer:
„Die Menschen aus den Industrieländern sind beispielsweise notorisch ungeduldig…“
„Alles, was man in einem Entwicklungsland macht, dauert einfach länger, vieles klappt nicht wie am Schnürchen…Straßen sind in schlechtem Zustand, Züge verspätet, in Restaurants kommt das essen nicht schnell auf den Tisch (da habe ich eine ganz andere Erfahrung gemacht!) Strom, sauberes Wasser und Müllentsorgung sind häufig nicht vorhanden.“
Zu Letzterem muss ich sagen, genau wie in Tunesien gibt es in den Dörfern oder kleineren Städten kein Müllaufkommen und daher keine Müllentsorgung. Die Nahrungsmittel werden nicht verpackt verkauft, sondern auf dem Markt frisch vom Feld.
Man isst FuFu und Banku( ein säuerlicher Getreidebrei) mit scharfer Sauce, was für uns Europäer gewöhnungsbedürftig ist.
Gestern Abend spuckte und prustete Victor bei Tisch, so dass ich etwas sagen musste. Seine „Zivilisation“ ist verschwunden und er ist ganz hier in die Gewohnheiten eingetaucht. Mit Ach-und Krach hat er sich zu einem „Dankeschön“ herabgelassen, ist für mich kein Mensch mit guten Manieren.
Hauptsache er hat etwas zu trinken oder essen bekommen, an mich denkte er zuletzt oder gar nicht oder erst, wenn ich ihn aufmerksam mache.
„Die Gastfreundschaft der Ghanaer ist sprichwörtlich. Im Haus eines Ghanaers ist der Gast wirklich König“…
Leider kann ich das überhaupt nicht bestätigen.
Man wird zum Teil nicht einmal begrüßt, darüber habe ich an anderer Stelle schon berichtet.
Im Gegenteil, ICH bin hier gastfreundlich, biete der Familie hier Getränke und Obst an und wenn die Kinder um mich herum stehen, wenn ich frühstücke und mir mit großen Augen signalisieren, dass sie gerne etwas mitessen möchten, gebe ich natürlich gerne etwas ab.
„…hält sich das Betteln in Grenzen“
Bis jetzt habe ich weder bettelnde Erwachsene (wie bei uns zu Hauf!!) oder Kinder gesehen. Ein kleines Mädchen am Einkaufszentrum, das war’s.
Auch scheint mir die im Reiseführer beschriebene tiefe Armut nicht vorhanden zu sein. Die Landbevölkerung ist kinderreich, hat reichlich zu essen und sieht recht wohlgenährt aus. Auf den Märkten wird rege eingekauft und gehandelt. Man hält Tiere, pflanzt sich Gemüse an und kann seinen Kindern Schul-und Ausbildung bieten.
„Plastik erobert das Land. Das ganze Land ist mittlerweile mit Plastik zugepflastert“.
Leider! Eine ganz schlimme Entwicklung! Aber wir Europäer müssen still sein.
(Ich habe mal in der letzten Zeit sehr darauf geachtet, wir benutzen überall Plastik, in jedem Laden wird die Ware in Plastiktüten eingepackt, selbst auf dem Wochenmarkt verpacken die Händler, ob der Fischhändler der Gemüsemann oder die Textilhändlerin nur in Plastiktüten).

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 21. Juni 2012
Heimweg nach Peki
Wir treten den Heimweg nach Peki an. Vorher tausche ich noch Geld.
Victor hustet und wie. Wir warten in der brütenden Hitze auf das Sammeltaxi.


Man kann sich leider auf diesem Foto die brütende Hitze nicht vorstellen. Hier das Trotro, das auf Passagiere wartet.

Victor hustet stärker. Er prustet durch die Gegend. Durch den Zugwind im Sammeltaxi bekomme ich auch Halsschmerzen. Nehme gleich Cystus, hoffe, es hilft.
Wieder im Haus des Bruders angekommen, erzählen wir lange mit dem Hausverwalter und seiner Frau. Anschließend „dusche“ ich und versuche mich, auszuruhen, doch Victor hustet wie ein altes krankes Pferd. Ich habe noch nie einen Menschen so husten hören. Ich sage, er solle zur Apotheke gehen, doch er sitzt und sitzt und hustet sich die Lunge aus dem Leib.
Jetzt endlich geht er los und geht Medizin holen. Er sagt, in einer Stunde bin ich wieder zurück. Ich kann ausruhen und Tagebuch schreiben.
Hier in Peki ist das Klima völlig anders, der Himmel ist bewölkt und die Temperaturen erträglich. Mir ist auch grundsätzlich aufgefallen, dass ich trotz größerer Mengen, die ich wegen der Hitze trinken muss, doch viel weniger zur Toilette gehen muss.
Ich erfahre zuerst von meinem Sohn durch sms, dass meine Tochter die Mandel OP gut überstanden hat, dann kommt von ihr selbst eine.
O. leistet sich wieder eine Unverschämtheit. Ich solle sein Handy mal aufladen. Genau, was ich ihm gesagt habe, er ist nicht frei und unabhängig.
Das stört mich gewaltig.

Victor hat die ganze Nacht gehustet, (dafür kann er ja nichts), aber hat mich wieder um Mitternacht mit seinem blöden Klingelton geweckt. Es ist unglaublich! Temperaturen geschätzte 25°C. Nachts hatte es sich merklich abgekühlt und ich brauchte mein Strandtuch zum Zudecken.
Was ich noch unbedingt erwähnen muss, es gibt hier keine alten Menschen(Lebenserwartung 61 Jahre!) und wenn man mal alte Leute sieht, haben sie keine Falten und sehen sehr jugendlich deshalb aus. Ich führe das auf die hohe Luftfeuchtigkeit zurück. In Nordafrika sehen die Menschen schon relativ früh alt aus, weil sie von der Sonne so gegerbte Gesichter haben.
Ds gibt es hier überhaupt nicht. Also: Haut immer schön feucht sprühen!
Es gibt ja so Sprühwasser, das werde ich mir angewöhnen. Auch scheint mir das Weglassen von Joghurt und anderen Milchprodukten besser zu bekommen.
Milchprodukte gibt es nicht in Ghana. Man kennt hier allerhöchstens Dosenmilch, auch schon alleine wegen der Hitze wären Frischmilchprodukte schnell verdorben.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Goldrichtig
Habe das mit Victors Undankbarkeit angesprochen. War er damals auch schon so?
Es wird mir hier immer klarer, dass ich damals ganz richtig gehandelt habe.
Was hätte ich doch dem Kind angetan, wenn es in die Situation hineingeboren worden wäre? Vater in Ghana, der keine Initiative hat. Ich habe ihm gesagt, mir fehle „feedback“ von ihm.
Das stimmt mich alles sehr nachdenklich.
Aber ent-lastet mich diese Erkenntnis?

Ich habe gegen mein Gewissen, gegen mein Herz, gegen meine Überzeugung gehandelt und doch scheint es richtig gewesen zu sein.
Die Entscheidung, die ich getroffen habe, erschien mir falsch, jetzt erscheint sie mir goldrichtig!
Man lebt das Leben vorwärts und versteht es rückwärts!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Ausflug zum Wli-Wasserfall Teil 2 - Höhepunkt meiner Reise
Ich weiß nicht, was hier los ist, aber mir fällt die fehlende Höflichkeit der Leute auf. Niemand oder sagen wir nur wenige, die das Sammeltaxi besteigen, grüßen oder verabschieden sich.
Nach einem kurzen Mittagsschläfchen, das nicht wirklich ein Mittagsschläfchen wird, denn Türen werden irgendwo geknallt und das Zimmermädchen stört, gehen wir abends noch aus.
Im sogenannten Grandhotel gibt es köstliche „kalte“ Getränke. Wirklich, sie sind kalt! Victor trinkt ein Bier.
Man sitzt in einem offenen Innenhof, das Radio dudelt und der Fernseher läuft ohne Ton. Vorschau auf Samstag UEFA: München gegen Chelsea.(gewinnt das Elfmeterschießen).
Wir sitzen zuerst alleine, dann kommen vereinzelt inländische Gäste.
Bis jetzt bin ich keinem Weißen begegnet. Die Bedienung, eine junge Frau, spielt zwischen dem Servieren mit ihrem Handy rum. Wir nehmen sicherheitshalber noch kaltes Wasser für nachts mit.
Mit dem Taxi zurück, weil es nachts lebensgefährlich ist, zu Fuß unterwegs zu sein.
Ich telefoniere lange mit Dieter und O. Ich bin froh, seine Stimme zu hören und dass alles wieder klar ist zwischen uns(wie ich mich da täusche!)
Dieter hat Morgen und Freitag frei. Er hat es jetzt im Rücken sagt er. Ich sage, er hat die freien Tage wirklich verdient. Er sagt, er wundere sich auch, dass er dieses Mal frei hätte, denn man nähme doch immer das „älteste Pferd“ im Stall, weil das genau wisse, wie alles geht und auch immer vorne stehen würde.
Ich lache mich über ihn kaputt. Der ist manchmal wirklich witzig!

Die Nacht war relativ erträglich, habe sogar die Klimaanlage ausgelassen, das ständige Geräusch macht einen ganz verrückt. Zuerst haben mich zwar blöde , kleine Viecher gestört, waren wohl Ameisen. Eine Mücke. Dann gings.
Um 6.30h klopft das Zimmermädchen und fragt, was wir zum Frühstück möchten. Ich gebe ihr zwei der mitgebrachten Kaffeetüten und bestelle „fried eggs“. Warum sie nicht Victor, ihren Landsmann fragt, ist offensichtlich. Der macht einen unbeholfenen Eindruck und da fragt man eben mich besser sofort.
Dann ist man auf der sicheren Seite.


Das opulente Frühstück

Ich dusche mit einem Fingerhut voll Wasser, hier scheint die Pumpe auch kaputt zu sein. Mir gelingt es noch so gerade, bevor das Wasser ganz weg geht, mir endlich mal wieder unter einer Dusche die Haare zu waschen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal so über „kaltes“ Duschwasser freuen könnte.


Der heutige Tag war ein einziges Abenteuer!
Zuerst sind wir mit einem Taxi(30 Cedis) zum Wli-Wasserfall gefahren.



Dort mussten wir 15 Cedis Eintritt bezahlen und Francis, ein Führer begleitete uns zum Wasserfall. Der Fußmarsch dauert normalerweise 45 Minuten.
Doch in 35 Minuten waren wir da! Ich bin eben fit! (Feelgood sei Dank!)
Der Weg führte durch tropischen Regenwald am Fluss entlang, der vom Wasserfall gespeist wird. Mehrere Brücken mussten überquert werden.
Uns wurden von Francis die Pflanzen, Bäume und Tiere erklärt.


Francis unser Führer

Habe auch Tausenfüßler und schöne bunte Schmetterlinge gesehen.
Am Wasserfall angekommen, waren wir sehr beeindruckt. Aus 6o Meter Höhe fällt er herunter und versprüht sein Wasser noch viele Meter weit.



Bis jetzt war das Klima richtig erträglich und das Sprühwasser erfrischte richtig schön.
Francis schloss eine kleine Hütte auf und bot uns Getränke und Kekse an.(8 Cedis)



Danach schlug er uns vor, noch 20 Minuten nach oben den Berg hoch zu klettern, um den zweiten Wasserfall sehen zu können.
Aber das war eine Tortur! Mir lief der Schweiß in Strömen runter
(„The waterfall in my neck!“) und meine Kleidung war klatschnass und klebte am Körper. Zwischendurch musste mir Francis mit seinem T-shirt etwas Luft zufächeln, sonst wäre ich umgekippt. Aber die Anstrengung lohnte sich wirklich, die Aussicht war fantastisch.



Nach dem Abstieg war das Schwimmen im Wasserfall eine einmalige Erfrischung in dem kalten Wasser und der Körper konnte sich wieder richtig erholen und abkühlen. Selbst Victor ist mit den Füßen reingegangen.



Francis, der sich super auskannte, schwamm sogar im Tiefen, da habe ich mich nicht reingetraut, zumal er erzählte, dass das gefährlich für Unerfahrene sei.
Der Rückmarsch dauerte etwas länger und an den Stellen, wo wir aus dem Wald traten, knallte die Sonne ganz schön.
Kaputt, aber trotzdem wollten wir die Lodge des deutschen Ehepaares, das sich hier niedergelassen hat, besuchen.
Dort konnten wir etwas Kaltes trinken und ein köstliches Sandwich essen.
Ja, wir können eben besser organisieren. Hier stimmte alles.
Victor nimmt alles selbstverständlich hin und bringt es nicht einmal fertig, danke zu sagen.
Wir haben auch kurz die Gelegenheit mit dem Besitzer Bernhard Hagspiel sprechen können. Seine Frau haben wir nicht zu Gesicht bekommen.
Für alle, die mal dahin kommen sollten:



Waterfall Lodge at Wli
Rooms, Camping, Restaurant
www.ghanacamping.de
Email: Bernhard.hagspiel@web.de
Call: 0205115388/0289547459


Der schöne Garten der Lodge


Wir fahren mit dem Trotro zurück(3 Cedis) und kaufen noch etwas ein. Victor kauft eine Schere, bringt es aber nicht fertig, vorher mal eben zu fragen, ob es geht. Es ist schließlich mein Geld. Ich weiß nicht, was mit dem los ist.
Zurück im Hotel erst einmal duschen, ausruhen. Ich bekomme eine Sms von meiner Tochter, dass sie Morgen die Mandeln rausbekommt:
„Hallo, Mama, ich hab noch nix von mir hören lassen, weil ich so viel mit mir zu tun hatte. Hab dir ne mail auf fb geschrieben. Morgen um 11 Uhr kommen die Mandeln endlich raus. Hatte heftige Probleme damit und bin sehr erschöpft.
Deshalb konnte ich mich auch nicht bei Oma melden. tut mir leid. ich meld mich, wenn alles überstanden ist. hoffe,es geht dir gut. S.“
Ich schreibe O. eine Sms, dass ich traurig bin, dass ich nichts von ihm höre, da kommt eine Nachricht von ihm, dass es seine letzte sei.
Auf der Rückfahrt fällt mir auf, dass ich heute und vielleicht auch schon gestern nicht an H. gedacht habe. Jetzt gerade aber überfiel mich eine kleine Welle der Traurigkeit und Sehnsucht, in seine schönen Augen zu sehen.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Ausflug zum Wli-Wasserfall - Höhepunkt meiner Reise
Der Strom ist nach 24 Stunden Ausfall wieder da und wir können endlich die Handys aufladen. Schreibe O. eine sms, der ist aber stumm und beleidigt. Dabei müsste ich beleidigt sein, weil er sich gestern so saublöd verhalten hat.
Nun kann er erst einmal auf weiter sms von mir verzichten.
Doch dieser Vorsatz dauert nicht lange, habe ihn dreimal angerufen und wieder sms geschrieben. Bei den Anrufen erzählt er mir, er hätte heute verschlafen und sein Handy vergessen, als er zur Stadt gefahren ist.( Bis abends ohne Handy unterwegs? Wer‘s glaubt!) Er hätte für Wohngeld zum Amt gemusst. Dann sei er gestern im Bad ausgerutscht und hätte drei schlimme tiefe Fleischwunden.
(Es wird mir langsam unheimlich mit dem Echo!)
Ich frage ihn, ob Alkohol im Spiel gewesen sei, er sagt nein! Was ich wirkllich nicht glauben kann.
Sitze mit Victor noch draußen und lese ihm aus dem Reiseführer vor.
Der Wli-Wasserfall ist wohl der schönste und größte und einen Besuch wert. Ich bin gespannt. Victor war auch noch nie dort. Ich freue mich, dass ich die Trekkingsandalen mitgenommen habe. Morgen kaufe ich mir dann leichte Schuhe, wenn wir in Hohoe angekommen sind. Ein Hotel haben wir auch schon ausgeguckt.
Ausflug zum Wli-Wasserfall
Nach dem einigermaßen funktionierenden Frühstück (wir haben heißes Wasser, Marmelade und Weißbrot) bringt Victor das Geschirr zu seinem Neffen zurück, was fast eine Stunde dauert. Wir hätten schon vor der Hitze weg sein können, aber es ist immer das Gleiche mit dem Kerl. Um 10 Uhr endlich können wir starten.
Zuerst mit einem Taxi bis zur Trotro-Haltestelle in der Nähe des Krankenhauses, dann in ungefähr einer Dreiviertelstunde bis zum nächsten Ort, dort Umstieg in ein Trotro nach Hohoe. Es ist drückend heiß. Der Durchzug vom Fahrtwind kühlt etwas ab, ist aber auch gefährlich und ich habe schon Rückenbeschwerden. Kein Wunder:
Die Straße ist zum Teil in einem ganz desolaten Zustand und wir werden stundenlang durchgeschüttelt.
Leute steigen aus und ein. Vor mir sitzt eine Frau mit großen roten Lockenwicklern.



Im Kofferraum schlägt eine (leere?) Gasflasche hin-und her und rollt immer an meine Reisetasche, ich habe Angst, dass sie beschädigt wird, aber Victor unternimmt nichts.
Als wir nach der Höllen-Hitze-Schüttel-Fahrt im heißen überfüllten Hohoe ankommen, suchen wir händeringend eine Bank, um die Euros zu tauschen.
Victor ist nach wie vor unbeholfen und mal wieder frage ich mich durch.
Wir nehmen ein Taxi bis zur Barcley-Bank, die uns aber einen ganz schlechten Wechselkurs bieten.(230)
Was die alles wissen wollten: Ich musste meinen Pass zeigen und meine Adresse in Ghana angeben.
Wir fahren anschließend zum Matvin-Hotel, den Namen erinnere ich noch aus dem Ghana-Reiseführer, den ich natürlich prompt zu Hause liegen gelassen habe.



Mit Ach-und Krach bekommen wir dort ein doch recht schmackhaftes Essen und nach langem Hin-und Her ein Mineralwasser.
Ich lege mich danach ins klimatisierte Zimmer(25°C), werde aber vom Zimmermädchen gestört, die mir das Restgeld vom Essen bringt.


Mein Zimmer

Ich bin fix und fertig, nicht die Hitze, sondern die hohe Luftfeuchtigkeit macht mich alle.
Gerade habe ich Victor losgeschickt, eine Telefonkarte zu besorgen, vom deutschen Handy nach Hause telefonieren, kostet mich ein Vermögen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 19. Juni 2012
Philosophische Gespräche (in Peki)
Heute ist der Strom immer noch nicht da, ist eigentlich nicht so schlimm, aber nur der blöde Akku meines Handys kackt bald ab(sorry) und das ist meine größte Sorge.
Victor ist heute Morgen schon um 8 Uhr zum Einkaufen los. Er soll auch Geld tauschen.
Von Victoria habe ich mir heißes Wasser auf dem Holzkohlengrill machen lassen und trinke einen Kaffee in der Wartezeit. Victor kommt zurück und hat vergessen, das Geld zu tauschen.
Nun habe ich ihm einen Zettel mit den nötigen Besorgungen geschrieben.
Mal sehen, was er davon mitbringt.
Die Luftfeuchtigkeit ist heute unerträglich hoch, ich schätze mal wie gestern 77% (Im Internet recherchiert). Wie im Saunaaufguss!
Die zwei Wäscheteile, die ich vor zwei Tagen gewaschen habe, trocknen so vor sich hin. Die „trockene“ Kleidung fühlt sich immer klamm und feucht an.
Ich studiere den Ghanareiseführer und erfahre, dass man Jahre braucht, um das Land zu entdecken und um sich an die Temperaturen zu gewöhnen.
Eine empfehlenswerte Reisezeit gäbe es nicht, aber für Naturliebhaber sei der Mai richtig gewählt. Das habe ich dann also intuitiv richtig gemacht!
Gestern Abend haben Victor und ich lange in der Dunkelheit bei Taschenlampenlicht gesessen und geredet.
Er findet für sich „mental peace“ wichtig.
Mir ist das ehrlich gesagt zu langweilig. Ich möchte „bewegt“ werden, Emotionen ausleben, erschüttert werden, die Höhen und Tiefen durchleben.
„Mental peace“ bedeutet für mich die Suche nach neuen Herausforderungen und kein Stillstand.
Die Rasterleute am Black-Mamba-Kiosk haben sicher „mental peace“, doch das ist mir zu „müde“ zu sehr Null –linie, weichgespültes, eintöniges Leben.
Ich bin neugierig auf Begegnungen, auf Menschen, auf das Leben.
„Mental peace“ hoffentlich erst im Sarg! Meine Glücksmomente sind die mit meinen Enkelinnen( und),wenn mein Herz bewegt wird.
„Du warst nicht so, du hast so nie gesprochen“, stellt Victor konsterniert fest.
„Ja, Gottseidank! Ich habe mich entwickelt!“
Das heißt nicht, dass ich „fertig“ bin, „vollkommen“ bin und keine Fehler machen würde.
Ich bin ein zu ungeduldiger Mensch, es muss alles s o f o r t, am liebsten gestern sein, was mir in den Kopf kommt.
Ich möchte meine Intuition kultivieren, ich möchte mehr Empathie entwickeln und mehr Mitgefühl ausprägen.
Auch Flexibilität fehlt an manchen Stellen, ich müsste mal anderen das Ruder in die Hand geben und nicht so viel Kontrolle ausüben wollen.
Es kommt aus der Erfahrung, dass andere es eben nicht gebacken bekommen, dann mache ich es lieber selbst. Durch Loslassen dieses Kontrollzwanges erleichtert man sich sicher das Leben.
Gestern auf dem Weg zum Internetcafe habe ich den hiesigen Kindergarten gesehen. Eine Wellblechhütte, zusammen gezimmert mit einfachen Bänken und Stühlen. Vorne stand eine Tafel, die mit Zahlen beschrieben war.
Keine Spielsachen, nichts, was annähernd mit unserem Kindergarten zu vergleichen wäre. Alle Kinder saßen brav wie in der Schule.
Auch die wenigen Kinder, die auf der Straße spielen, haben keine Spielsachen, eventuell mal einen Ball, sonst nichts. Der kleine Sohn des Hausmeisters zog jetzt einmal eine leere Sardinendose als Auto hinter sich her.
Kinderwagen sieht man nicht. Die Mütter tragen ihre Winzlinge zuerst vorne, später hinten auf dem Rücken in einem kunstvoll geschlungenen Tragetuch, das nicht geknotet wird, immer der Kleidung der Mutter angepasst. Einige wenige Mütter gehen auch mit einem Sonnenschirm, um die Kleinen hinten auf ihrem Rücken vor der Sonne zu schützen.

... link (0 Kommentare)   ... comment