Montag, 25. Juni 2012
Abreise und glückliche Ankunft in Germany
Die Sache mit der zu wenig gezahlten Hotelrechnung habe ich, glaube ich ganz geschickt für beide Seiten gelöst.
Ich habe mit Cynthia einen „deal“ gemacht: Ich bezahle die Kosten für Frühstück (großzügig) mit 50 Cedis für die Woche und gebe ihr weiter 50 Cedis Trinkgeld. Sie ist sofort damit einverstanden und freut sich. Es ist für sie sicher ein halbes Monatsgehalt, wenn nicht ein ganzes. Ich habe sie nicht gefragt, was sie verdient.
Am Tag meiner Abreise ist es unerträglich heiß in Accra und ich bin sehr froh, dass die Klimaanlage rattert. Ich bleibe einfach, so schlapp wie ich bin im Bett liegen und warte darauf, abgeholt zu werden. Nach Aussage des Bruders braucht man etwa eine Stunde bis zum Flughafen, ich möchte aber lieber zwei Stunden vorher abfahren, denn das Flugzeug zu verpassen wäre eine Katastrophe. Wie gut diese Entscheidung war, sehen wir, als wir wirklich 2 Stunden für die Fahrt brauchen, da wir gnadenlos im Stau stecken. Ich kann leider nicht gelassen bleiben. Unterwegs fängt es auch noch an heftig zu regnen. Meine Sorgen, hoffentlich klappt alles mit dem Start bei dem Unwetter. Die ganze Sippe begleitet mich bis zum Flugplatz, aber niemand darf mit ins Flughafen Gebäude, nur die Personen, die im Besitz eines Flugtickets sind. Der Passbeamte versucht mit mir einen „smalltalk“, doch ich kann nur gequält lächeln. Mit dem Einchecken klappt es aber hervorragend. Victor hält zum Abschied eine kleine Rede, er bedankt sich(endlich)überschwänglich für meine Mühe nach Ghana gekommen zu sein. Es sei ihm eine große Ehre gewesen. Ich weiß in diesem Augenblick, dass ich ihn nie wiedersehen werde.
Dieses Land kann ich nicht mehr besuchen, es macht mich krank.
In Der Bordinghalle komme ich mit einer jungen Frau ins Gespräch, die 9 Monate als Volonter gearbeitet hat. Sie fährt schweren Herzens hier ab und hat auch ganz andere Erfahrungen als ich in Ghana mit der Gastfreundlichkeit der Menschen gemacht. Könnte ja auch sein, wenn man länger im Land ist, dass sich alles relativiert. Sie leide an Typhus und müsste Antibiotika nehmen, Malariaprophylaxe hätte sie nicht genommen, wegen der Nebenwirkungen (sie hätte aber schon Malaria gehabt) .
Endlich können wir ins Flugzeug einsteigen. Ich frage die Flugbegleiterin, ob sie mich in die businessclass upgraden können, da ich erkrankt sei und es mir schlecht fühlen würde. Nein, das ginge nicht, aber man würde mir meinen Flug so angenehm wie möglich gestalten. Und das macht die Crew dann auch wirklich, an vorderster Stelle die nette Flugbegleiterin Frau V., die mir zuerst einmal zwei Decken und zwei zusätzliche Kopfkissen und eine Flasche Mineralwasser bringt. Später bekomme ich von ihr eine kleine Tasche geschenkt mit einer Schlafbrille, die ich sofort benutze. Man akzeptiert auch, dass ich nichts essen möchte und lässt mich entspannen. Ich kann sogar fast eine Stunde halbwegs schlafen. Dann bekomme ich einen leckeren Obstteller und man bringt mir zweimal schwarzen Tee.
Frau V. überrascht mich noch mit einer ganzen Tüte Mozartkugeln mit der Bemerkung, „Zum Aufbau Ihrer Kräfte zu Hause!“
Super sympathisch und lieb. Ich schreibe auch nach meiner Rückkehr in Deutschland eine Dankesmail an Lufthansa. Gern hätte ich ihr auch noch einmal persönlich gedankt, doch die Mail –Anschrift auf ihrer Visitenkarte kommt als Fehlermeldung zurück. Da versuche ich es über facebook und habe Glück. Sie antwortet auch nach 14 Tagen, wahrscheinlich hat sie nicht so oft Zeit, bei fb nachzuschauen.
Als wir landen und ich die Pass-und Zollkontrollen schnell hinter mich bringe, kommt mein Koffer als erster auf dem Gepäckband angefahren und Dieter wartet schon am Ausgang. Er freut sich sichtlich, mich einigermaßen heile wieder zu haben. Doch er hat seinen Wagen im ersten Parkhaus geparkt und wir müssen etwa zwei Kilometer zu Fuß marschieren, was mir sichtlich schwer fällt, es ist auch nach meinem Empfinden lausig kalt.
Bei 35°C in Accra abgeflogen, bei 8°C in Frankfurt gelandet. Meine Güte, aber ich freue ich über diese niedrigen Temperaturen.
Ich hätte hier den Boden küssen können, so erleichtert bin ich wieder in Deutschland, wieder zu Hause zu sein.

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