Samstag, 9. Juni 2012
Marktimpressionen
Die Hitze schafft mich. Von den Malaronetabletten merke ich nichts.
Ich freue mich, dass ich sie so gut vertragen kann.
(Zu früh gefreut!)
Nachher wollen wir uns die Stadt Accra ansehen und ich hoffe, ich bekomme „After Sun“, denn es hat mich richtig erwischt. Shit!
Leider viel zu spät geht’s los mit dem Sammeltaxi, den sogenannten TroTros.
Es ist ein weiter und wie immer von Fahrzeugen verstopfter Weg nach Accra Innenstadt.
Wir kommen am Zentralbahnhof der Trotros an, ein riesiger Markt, wo das Leben tobt; Tausende Markthändlerinnen und Händler bevölkern den Platz und bieten ihre Waren an.
Sehr bunt, sehr laut, sehr anstrengend, sehr heiß.






Ich trinke zum ersten(und letzten) Mal (auch)ein Wasser aus diesen unsäglichen Plastiktüten, weil ich vor Hitze und Durst bald eingehe.
Aus Angst vor Ansteckung mit Krankheiten hat die Regierung sich entschieden, die Becher ,die zum Verteilen der Wasserrationen dienten, zu verbieten und statt dessen diese Plastiktüten mit abgefülltem Mineralwasser einzuführen. Seitdem versinkt Ghana unter Plastik und die Plastiklobby reibt sich die Hände.
Hier mache ich einige Fotos, was man aber nicht gerne sieht.
Wir fahren dann ein ganzes Stück weiter bis zur „Shopping Mal“, die man dort als sensationell modern und schön empfindet.
Ich finde den Aufwand, um dort hinzukommen einfach nicht für das, was wir dort sehen, angemessen, es haut mich nicht vom Hocker.
Wir essen dort einen Chickenburger, trinken eine Cola dazu,
das ganze für 20 Cedis(!) wer kann sich das hier eigentlich erlauben?
Später ärgere ich mich richtig über Victor.
Zum ersten mal und sonst nie wieder in meinem urlaub werde ich vor dem Einkaufszentrum von einem leinen süßen Mädchen angebettelt.
Sie ist vielleicht 4 oder 5 Jahre alt, hat süße geflochtene Zöpfchen und strahlend schöne große Augen.
Ich möchte ihr Geld geben und rufe nach Victor, der das ganze Geld bei sich trägt, und schon etwas vorgelaufen ist.
Er überhört (bewußt) mein Rufen, weil er schon gesehen hat, was ich vorhabe und es nicht gut heißt.
Die Kleine strahlt mich an und ich streichel ihre süßen Rasterzöpfchen und bin ganz hingerissen.
Nach mehrmaligem Rufen dreht sich Victor doch endlich um. Ich bitte ihn jetzt etwas vehementer um ein paar Münzen und sage etwas ärgerlich, dass ich immer noch alleine entscheiden möchte, wie und wo ich mein Geld ausgeben möchte.
Ich erinnere ihn daran, dass es sich um mein Geld handelt, was er da so großzügig mit sich rumschleppt.
Als ich der kleinen Maus nun die beiden Silbermünzen in die Hand drücke, umarmt sie mich, ich beuge mich zu ihr herunter, drücke sie fest und küsse sie innig. Es ist so viel Liebe und Zuneigung in meinem Herzen zu diesem Kind!
Nun kommt die katastrophale Rückfahrt:
Zuerst wieder einen Platz im Sammeltaxi ergattern, dann am Marktplatz miterleben, wie sich die Menschen um die Plätze in den Trotros prügeln.

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Kunst?
Die Kunst der (unerträglichen)Langsamkeit oder auch:
Wie ich Entschleunigung übe.
Oder auch gar nicht, weil ich nicht so lahmarschig sein möchte wie Victor.

Meine Güte, Zeitlupe ist nichts dagegen. Schlaftabletten sind aktiver als Victor!
Muss er etwas bezahlen, gibt er erst zwei kleine Scheine, die nicht reichen, dann kramt er im Geldbeutel, reicht einen weiteren Schein, nein, reicht noch nicht, alles zurück, wir geben mal einen größeren Schein ab.
Klingelt das Handy, nimmt er es seelenruhig erst einmal aus der Hülle, schaut nach mehrmaligem Klingeln nach, wer da denn anruft, drückt auf den grünen Hörer, führt es dann zum Ohr und meldet sich. Die Prozedur dauert minutenlang, der Anrufer braucht Geduld!
Da kann man die Pimpernellen bekommen.
Ich sage dann immer: „Geh doch dran, könnte doch aus Deutschland sein!“
Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, von mir schon mal gar nicht.
Nach dem Frühstück fahren wir schon bei sehr brütender Hitze mit dem Taxi zum Einkaufszentrum, wir wollen ja für Victor eine Badehose kaufen, die er zwar nie anziehen wird, er kann ja nicht schwimmen und geht auch nicht ins Wasser, aber Badehose muss sein, warum auch immer.
Wir kommen zu früh am Supermarkt an, überbrücken die halbe Stunde Wartezeit, indem wir in eine klimatisierte Tankstelle regelrecht flüchten.
Draußen hat man das Gefühl zu verbrennen.
Die zwei Verkäuferinnen schauen zwar etwas blöd, dass wir uns so lange dort aufhalten, die eine lässt sich aber von mir in ein Gespräch verwickeln.
Sie hat einen enorm dicken Hintern ,einen dicken Bauch und schwarze, glänzende glatte Haare.
Ich sehe viele Ghanesinnen mit sehr glatt gebügelten Haaren und allmählich geht mir ein Licht auf. Sie tragen Perücken! Unglaublich bei der Hitze, wie hält man das denn aus?
Wir kaufen dann noch Nescafe, Waschpulver, Duschgel, Seife, 2 Getränke.
Haben in den wenigen Tagen 100 Cedis ausgegeben ,es läppert sich so zusammen.
Im Gästehaus möchte man von mir einen Vorschuss für die Woche.
315 Cedis für 2 Zimmer mit Frühstück, finde ich relativ günstig.
Es wird sich noch als Missverständnis herausstellen, was ich aber glaube ich, ganz geschickt lösen werde, aber davon später.
Nun wie immer: das Geld fließt!
O. schreibt jeden Tag sms. Er vermisst mich schwer.
Ich hoffe, ich bezahle kein Vermögen für die sms nach Deutschland.
(angeblich kostet eine sms 13 Cent)
Dies stellt sich aber als falsch heraus, siehe voriger Blog Telekomrechnung.

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